„Die Würde des Menschen – als solche oder durch Arbeit?“
fragt Sascha Liebermann
Sascha Liebermann analysiert die Argumentation von Joachim Paul, Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann.
Ich finde diese Analyse wunderbar hilfreich um klarer in meinem Sprechen über das Grundeinkommen zu werden.
Natürlich beantwortet und löst das bedingungslose Grundeinkommen viele Probleme und Verwerfungen unseres Arbeitsmarktes.
Und doch ist es keine Reparaturmaßnahme unseres Sozialsystems sondern eine mögliche Grundlage unseres Zusammenlebens die zur Demokratie passt und die Würde eines jeden von uns in den Mittelpunkt stellt.
Ich finde: Grundeinkommen gehört zur Demokratie wie das Wahlrecht.
Auszüge:
„Was ist an der Argumentation von Paul unglücklich, wenn nicht gar problematisch? Das BGE wird zu einer Ausgleichs-, einer Kompensationsleistung gemacht. Es ist eine Reaktion auf die Schwierigkeiten, ausreichend Einkommen über Erwerbstätigkeit zu erzielen, wenn das Arbeitsvolumen sinkt. Würden aber aufgrund der demographischen Veränderungen auf lange Sicht, diese Schwierigkeiten verschwinden, so muss gefolgert werden, wäre ein BGE nicht mehr notwendig. Das sagt zwar Herr Paul nicht, es wäre jedoch die Konsequenz. Dieser Einwand kehrt stetig wieder.“
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„Kraft: “…wie wichtig es für die Würde des Menschen ist, dass er Arbeit hat, dass er einen geregelten Tagesablauf hat, dass er dort auch soziale Kontakte hat…”.
Diese Argumentation ist altbekannt, ein Syndrom geradezu, denn die Würde des Menschen wird so nicht mehr aus sich heraus, weil er Mensch ist, begriffen, sondern als eine, die durch anderes erst entsteht: durch Erwerbsarbeit (Siehe auch “Würde haben oder erhalten?” und “Geld oder Würde?”). Damit unterläuft Frau Kraft sogar die Grundlagen unserer politischen Ordnung, in der die Bürger als solche eine Würde haben und den Souverän bilden (Auch wenn der Artikel 1 des Grundgesetzes hierin gerade missverständlich ist). Wenn nun diese Würde heute gefährdet ist, liegt es nicht daran, dass sie sich durch Erwerbsarbeit erst herstellt, was Frau Kraft annimmt. Die Würde ist gefährdet, weil wir sie nicht als eigenständig begreifen und sie von Erwerbstätigkeit abhängig machen. Die Würde ist nicht bedingungslos gewahrt als Mensch und Bürger, sondern bedingt: als Erwerbstätiger. Genau diese Verkehrung spiegelt sich in den Erfahrungsberichten von Frau Kraft.“
Herzlichen Dank, Herr Liebermann
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