Über die Ostertage las ich ein paar Tweets, die sich über das Karfreitägliche Tanzverbot entrüsteten.
Der Staat solle, der Staat dürfe nicht, sondern müsse doch endlich….also so ein Tanzverbot gehöre doch verboten…
Ich war erstaunt über diese alljährliche Empörungswelle und schrieb:
Einfach tanzen
— Susanne Wiest (@susannewiest) 18. April 2014
Der Staat ist doch keine heilige Kuh. Der Staat sind wir alle. Und wenn ich tanzen will, dann tanze ich. Selbstverständlich ohne dabei die religiösen Gefühle meiner Mitmenschen zu verletzen.
Das kriege ich hin.
Heute dann, las ich den interessanten und treffenden Blogpost von Thomas Berger , geschrieben an die „Liebe CDU, liebe SPD“:
„…Es verwundert mich auch nicht, dass Ihr so etwas wie das BGE nicht wollt. Zum einen wäre eine Umverteilung zwischen Arm und Reich von Nöten. Außerdem würden die Menschen die Angst vor Armut verlieren. Und diese Angst macht ihr euch täglich zu Nutze, um Leute zu Hungerlöhnen irgendwelche Arbeiten verrichten zu lassen. Hauptsache es sind überhaupt Arbeitsplätze. Außerdem würden euch dann eines eurer beiden schönen Wahlkampf-Themen abhanden kommen.
Ich las, wie lange es schon her ist seit der Anhörung im Bundestag und wie wenig „die Parteien“ sich auf neue, zeitgemäße Themen einlassen….ich las, mit zunehmender Wut auf unsere Verhältnisse, von der ewigen politischen Hohlfloskel „Wachstum und Arbeitsplätze“….
…und ich dachte an das Tanzverbot.
Nicht ewig reden, mich ärgern oder klagen. Nicht warten bis jemand die Sache für mich richtet und das BGE endlich eingeführt wird.
Einfach anfangen mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. Einfach tanzen.
Als ich zum erstmal vom bedingungslosen Grundeinkommen hörte, war es, als ginge ein Licht in meinem Leben an. Was für eine gute Idee. Doch leider, leider noch in weiter Ferne.
In einem Gespräch, lange vor der Anhörung im Petitionsausschuss, sagte einmal Daniel Häni zu mir: „warte nicht auf die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens, lebe als hättest Du schon eins“.
Dieser frechfreie Satz machte mich zunächst richtig wütend: „Wie soll das denn gehen? Wie soll ich das denn machen als Tagesmutter in Mecklenburg Vorpommern? ? „
Doch der Satz „lebe, als hättest Du schon ein Grundeinkommen“ lies mich nicht los.
Als dann, ein, zwei Jahre später, weniger Kinder in meinem Kindergarten waren, weil viele der „Großen“ in die Schule kamen, entschloss ich mich in ein paar unruhigen und angstvollen Nächten einfach weiterzuarbeiten auch wenn es sich finanziell eigentlich nicht mehr lohnt.
Ich beschloss den Kindergarten auch für wenige Kinder weiter zu öffnen, ich beschloss, das zu tun was ich will und was ich für sinnvoll erachte und mich nicht der Logik des Geldes unterzuordnen.
Ich entkoppelte Arbeit und Einkommen.
Ich lebe wie es mir richtig erscheint, und ein Einkommen brauche ich natürlich auch.
Zwei Paar Schuhe und nicht die zwei Seiten einer Medaille.
Es hat in meinem Fall viel Nachdenken und Gespräche gebraucht bis ich mich traute Einkommen und Arbeit zu entkoppeln, bis ich mich traute so zu leben als hätte ich schon ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Und so lebe ich seitdem. Für das Thema Geld gibt und gab es viele verschiedene Lösungen. Mal die liebe Hilfe einer Kollegin, mal Unterstützung von Freunden, mal ein überraschendes und interessantes Arbeitsangebot… oder ein zusätzliches Kind das in unserem kleinen Kindergarten erschien als wäre es vom Himmel gefallen. Wie das geht, wird bei jeder und jedem anders aussehen.
Also weiter warten bis es irgendwann losgeht mit dem BGE ?
Mein Vorschlag: Am besten fangen wir jetzt an mit dem BGE… und leben als hätten wir schon eins.
Erster möglicher Schritt. Die persönliche Entkoppelung von Arbeit und Einkommen.
Herzliche Grüße, Susanne
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